Der Brochterbecker SV erlebte mit dem 0:9 am Sonntag in Riesenbeck den vorläufigen Tiefpunkt. Aber Besserung ist in Sicht. Nun ist die Mannschaft um Christian Pichl (Nr. 5), Kenan Zeqiri und Martin Hilge, der am Sonntag gegen Lotte nach längerer Verletzung eventuell sein Comeback feiert, gefordert. Foto: (Alfred Stegemann) © Westfälische Nachrichten - Alle Rechte vorbehalten 2010

Brochterbeck – Die Alarmglocken schrillen laut. Sehr laut sogar. Untergangsstimmung herrscht aber (noch) nicht. „Noch ist es nicht zu spät, aber wir müssen jetzt schleunigst anfangen zu punkten.“ Andreas Hoppe will gar nicht um den heißen Brei herumreden. Der Trainer des Brochterbecker SV weiß, was die Stunde geschlagen hat. Nach bisher neun Niederlagen in elf Spielen findet er sich mit seiner Mannschaft im Tabellenkeller der Kreisliga A wieder. Vorläufiger Tiefpunkt war die 0:9-Niederlage am Sonntag bei Teuto Riesenbeck. Auch hier will Hoppe nichts beschönigen: „Die Niederlage war auch in der Höhe verdient.“

Nun gilt es, die richtigen Lehren daraus zu ziehen, denn Hoppe macht auch unmissverständlich klar: „Die Mannschaft hat das Potenzial für die Kreisliga A.“ Allerdings konnte er in dieser Saison noch gar nicht auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Oftmals fehlte nahezu das halbe Personal. „Wenn dann auch noch immer wieder gestandene Spieler ausfallen, wird es eng“, weiß Hoppe. „Gegen Riesenbeck war keiner dabei, der Verantwortung übernommen hat. Der Alters-Durchschnitt lag bei gerade 20 Jahren. Wenn man dann zurückliegt, lassen die jüngeren Spieler schnell den Kopf hängen, und wir schliddern in den Schlamassel.“

Kapitän Bastian Masche (Entzündung im Zeh), Martin Hilge (Leiste) und Nicolas Mersch (Leistenbruch) haben bisher kaum gespielt. Tobias Greiwe fiel zunächst wegen eines Innenbandrisses im Knie aus und dann wegen eines gebrochenen Zehs. Er absolvierte erst ein Spiel. Das gegen SC Dörenthe, in dem der BSV beim 1:0 seinen bisher einzigen Sieg feierte. „Damit fällt bei uns das komplette Mittelfeld aus. So etwas kann keine Mannschaft verkraften“, kennt Andreas Hoppe den Grund für das bisherige Abschneiden. Mit Iwan Raspopov, (Nasenbeinbruch), Marcel Matheke (Beruf) und Tobias Exner (Studium) mussten drei weitere wichtige Akteure während der Saison für einige Zeit passen. Durch die immer wiederkehrenden Ausfälle war an normales Training nicht zu denken. Kein Wunder, dass dem Aufsteiger der Saison 2007/2008 in vielen Spielen zum Ende hin die Puste ausging. „Durch die fehlende Trainingsbeteiligung geht auch die Konkurrenzsituation verloren. Das ist ein Fass ohne Boden“, befürchtet Hoppe.

Allerdings fehlte oftmals auch zu Beginn die nötige Konzentration. Beim 0:6 in Saerbeck und 0:5 in Bevergern lag der BSV schon nach wenigen Minuten deutlich zurück. „Wenn dann niemand da ist wie bei uns, der die Ärmel aufkrempelt und seine Nebenleute mitreißt, kommen solche Ergebnisse zustande“, weiß Andreas Hoppe. Der sitzt trotz aller Rückschläge und eines Torverhältnisses von 8:41 weiterhin fest im Sattel. „Der Trainer genießt das Vertrauen des Vorstandes“, will sich Fußballobmann Christian Kluin auf keinerlei Diskussionen einlassen. „Die Situation ist äußerst schwierig. Aber die Verletzten, die wir haben, sind ja keine normalen Verletzten, sondern absolute Leistungsträger. Wenn alle Spieler zurückkommen, wird es auch wieder besser laufen.“

Für Freitag ist eine Besprechung aller Verantwortlichen anberaumt, an der neben dem Vorstand auch Trainer und Mannschaft teilnehmen werden. Dann soll Tacheles geredet werden. Die Spieler werden ins Gebet genommen, damit sie noch mehr aus sich herausholen. „Wenn auch viele Verletzte erst zur Rückrunde wieder kommen, es ist noch nicht zu spät“, weiß Kluin.

Am kommenden Sonntag steht ein richtungsweisendes Spiel an. Tabellen-Schlusslicht SF Lotte III kommt zum Kleeberg. Ein Sieg ist eigentlich Pflicht. Dann sähe die Lage ein klein wenig besser aus und der Glaube an sich würde zurückkehren. Ein weiterer Rückschlag allerdings könnte fatale Folgen haben.

Einen ersten Schritt zu Besserung ist Trainer Andreas Hoppe bereits gegangen. Nachdem im vergangenen Jahr viele auswärtige Spieler gekommen waren, hat er eine zurückgehende Identifikation mit der Mannschaft festgestellt. „Wir müssen die Zuschauer wieder auf unsere Seite ziehen“, gilt für ihn als oberstes Gebot. „Gemeinsam packen wir es.“ Daniel Minnerup aus der Reserve wird am Sonntag in der Startelf stehen. Vielleicht feiern auch Bastian Masche und Martin Hilge ihr Comeback. „Die Zuschauer waren zuletzt logischerweise nicht zufrieden. Wenn wir es aber schaffen, dass sie sich wieder mehr mit der Mannschaft identifizieren, ist der Klassenerhalt möglich. Das Zeug dazu, schon am Sonntag gegen Lotte zu gewinnen, hat die Truppe auf jeden Fall.“

VON ALFRED STEGEMANN, LENGERICH

Quelle: WN vom 12.10.2010