Von Henning Meyer und Stefan Daviter
Tecklenburger Land. Es ist ein Familienduell im doppelten Sinne. Wenn am Samstagnachmittag in Saerbeck die Endspiele um den Fußball-Kreispokal ausgetragen werden, dann treffen sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Geschwister aufeinander. Bei den Männern spielt Mirco Heger (SF Lotte) gegen seinen Bruder Thorsten (SC Hörstel), bei den Frauen Bettina Korte (Arminia Ibbenbüren) gegen ihre Schwester Anja (BSV Brochterbeck). mehr…
Bei den Hegers ist es nicht einmal das erste Aufeinandertreffen im Pokal. Vor Jahren, da spielte Thorsten Heger noch bei der ISV, musste er schon einmal gegen seinen Bruder ran. Lotte siegte 1:0, „das Tor habe ich gemacht“, sagt Mirco Heger stolz. „Ein bitteres Tor“, sagt sein Bruder. „Es hätte nicht fallen müssen.“
Das Finale 2008 haben sie auch schon gespielt – auf der Play Station. „Da hat Thorsten gewonnen, 2:1 oder 3:1“, sagt Mirco Heger. „Soll er, wenn ich dafür morgen gewinne.“ Thorsten Heger sieht das ein bisschen anders. „Es wäre schön, wenn ich jetzt dran wäre.“
Für Mirco Heger wird es ein wichtiges Spiel, denn nach seiner Knieoperation nach einem Knorpelschaden hat er bislang erst zwei Mal über 90 Minuten spielen können – in der 2. Mannschaft der Sportfreunde. „Wir kommen mit dem Kader der 1. Mannschaft“, kündigt Heger an. Allerdings hätten die Sportfreunde einige angeschlagene Akteure, so dass wohl Spieler aus dem zweiten Glied eingesetzt werden. „Für alle schöne Spielpraxis. Die täte gut“, sagt Mirco Heger.
Im Hause Heger ist das Endspiel natürlich Thema. „Thorsten hat schon gesagt, Hörstel hätte Elfmeterschießen geübt. Er ist heiß“, sagt sein Bruder. „Ganz Hörstel ist heiß, es ist ja schließlich die erste Finalteilnahme“, weiß Mirco Heger um die Befindlichkeit in seiner Heimat. Sein Bruder bestätigt ihn. „Hörstel ist definitiv heiß auf dieses Spiel“, sagt er. „Die Stimmung im Team ist supergut, so etwas erlebt man ja auch nicht alle Tage.“ Zumal der SC ja auch noch den Aufstieg im Visier hat. „Der hatte aber die ganze Zeit nicht die höchste Priorität“, klärt Thorsten Heger auf. „Es konnte ja niemand erwarten, dass wir so eine Serie hinlegen.“
Und was denkt Vater Heger? „Gesagt hat er nichts, aber ich glaube, dass er ein wenig mehr dem SC die Daumen drückt als Lotte“, sagt Mirco Heger. „Ich hoffe, dass er dem Sohn die Daumen hält, der etwas niedriger spielt“, sagt sein Bruder.
Für Mirco Heger selber ist die Partie auch eine Reise in die Vergangenheit, denn mit ein paar Akteuren des SC hat er noch in der Jugend gespielt. „Rainer Sasse und Christian Siegel“, zählt er auf. Mit seinem Bruder Thorsten, der fünf Jahre jünger ist, hat er noch nicht zusammengespielt – nicht auf dem Rasen jedenfalls. „Nur im Beachsoccer“, so Heger, der Ältere, da sind die Brüder gemeinsam erfolgreich.
Auch im Hause Korte in Brochterbeck ist das Pokalfinale natürlich schon länger ein Thema. „Es wird schon gestichelt“, sagt Anja Korte, die jüngere der beiden, die für den Außenseiter Brochterbeck spielt. Bettina Korte bestätigt: „Das wird heiß ausdiskutiert.“ Beide bedauern ein wenig ihre Mutter: „Die ist im Zwiespalt, wo sie sich beim Endspiel hinstellen soll“, sagt Bettina Korte. Dass jeweils eine Tochter in jeder Mannschaft spielt, hat aber auch Vorteile für die Mama: „Die freut sich nach dem Finale auf jeden Fall.“
Miteinander haben Anja und Bettina Korte in der Mädchen-Mannschaft des BSV Brochterbeck gespielt – danach trennten sich ihre sportlichen Wege, Bettina wechselte zur DJK Arminia. Und auch die Korte-Schwestern haben wie die Heger-Brüder schon einmal gegeneinander gespielt. Das war in der Vorrunde der Hallen-Kreismeisterschaft des vergangenen Jahres. „Und das war schön, denn da haben wir gewonnen“, sagt Anja Korte. „Den Kreispokal haben aber wir gewonnen, und das war das primäre Ziel“, entgegnet Bettina.
Wie auch immer, das Duell Korte gegen Korte steht 1:0 für Anja. Diesen Vorsprung möchte die jüngere gerne ausbauen: „Brochterbeck hat es verdient, endlich mal zu gewinnen“, sagt Anja Korte. Dass die zwei Klassen höher spielenden Armininnen, ihres Zeichens Seriensieger im Pokal-Wettbewerb, klar favorisiert sind, ist auch Anja Korte klar. An Motivation fehle es aber auf keinen Fall. Zumal es gegen die eigene Schwester geht. „Das ist schon ein zusätzlicher Anreiz.“
Das sieht auch Bettina Korte so: „Es ist etwas Besonderes.“ Obwohl: „Direkt aufeinander treffen werden wir nicht“, denn sowohl Anja als auch Bettina spielen im Sturm. „Es wäre schön, wenn ich ein Tor mache“ wünscht sich Bettina Korte. „Aber das geht meiner Schwester wahrscheinlich auch so.“
Bettina Korte ist durchaus bewusst, welchen Stellenwert das Pokalendspiel für den BSV Brochterbeck hat. „Die werden schon seit vier Wochen auf uns eingestellt“, weiß die Arminin. Ein entsprechend intensives Spiel erwarten die beiden Korte-Schwestern. Nach dem Spiel aber, da sind sie sich sicher, wird der Familienfrieden wieder hergestellt sein. „Vielleicht wird noch ein bisschen gekebbelt“, sagt Bettina Korte, „aber nach dem Spiel vertragen wir uns schon wieder.“
Quelle WN 08.05.08: © Westfälische Nachrichten – Alle Rechte vorbehalten 2008